25,9 Milliarden Hühner bewohnten im Jahr 2021 den Planeten Erde. 50 Jahre früher waren es übrigens erst 4,3 Milliarden. Nach Schätzungen eines Teams der University of New South Wales lebten 2021 etwa doppelt so viele Wildvögel auf unserem Planeten wie Haushühner. Immerhin. All dieses Federvieh eint ein Problem: eine Panzootie, eine weltweit grassierende Tierseuche, nämlich die Vogelgrippe. Diese kannte in den letzten Jahren kaum noch Saisonalität und erreichte von Zugvögeln übertragen die entlegensten Winkel der Welt, von Helgoland bis Galapagos.
Für zwei Drittel der weltweiten Vogelpopulation – richtig: die Hühner – gibt es nun Hoffnung. Also nicht für die heute noch lebenden Hühner, sondern für ihre nachfolgenden Generationen. Diese könnten nämlich mit menschlicher Hilfe einen Mutationsvorsprung erhalten. Mittels Genschere Crispr/Cas9 könnte ihr Genom so verändert werden, dass sie zumindest resistenter gegen Vogelgrippeviren gemacht werden, so eine kürzlich im Journal »Nature Communications« veröffentlichte Machbarkeitsstudie. Getestet wurde mit drei verschiedenen Virenstämmen der Aviären Influenza, allerdings nicht mit dem aktuell zirkulierenden.
Je höher die Viruslast, desto größer war in dem Experiment die Zahl der Durchbruchsinfektionen. Theoretisch ließen sich diese vermeiden, wenn alle Gene der Genfamilie ANP32 verändert würden, hieß es – nur leider wären die so bearbeiteten Hühner vermutlich nicht mehr lebensfähig. Was natürlich das Problem der Vogelgrippe bei Hühnern auf andere Weise lösen würde. Das der rund 11 000 anderen Vogelarten auf der Welt derart zu lösen, davon sollte doch besser abgesehen werden.
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Könnte das Ausbruchsgeschehen in Hühnerställen eingedämmt werden, wäre damit unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten vielleicht einiges gewonnen – vor allem für große Geflügelzuchtbetriebe. Immer wieder müssen dort Tausende von Tieren gekeult werden. Der herrschenden Vogelgrippe-Panzootie wäre mit gentechnisch resistent gemachten Hühnern sicherlich nicht beizukommen. Wildvögel geben das Virus untereinander weiter, in einzelnen Fällen auch an andere Säugetiere, und Ansteckungen von Säugetier zu Säugetier können nicht mehr ausgeschlossen werden.
Für die gentechnisch veränderten Hühner würde ihre Resistenz übrigens keine größere Freiheit bedeuten. Müssen die Tiere nun im Stall gehalten werden, um sie vor Vogelgrippeviren aus der Wildnis zu schützen, müssten die Gentech-Hühner im Stall bleiben, weil gentechnisch veränderte Organismen zumindest in der EU nicht einfach so freigesetzt werden dürfen. Doch Gesetze sind, genauso wie das Genom, bekanntlich veränderbar.
Geradezu veränderungsfreudig sind jedoch Viren, und so wären Mutationen nicht erstaunlich, die die neuen Resistenzmechanismen der Hühner eines Tages umgehen. Und wie Wildvögel mit derart mutierten Viren umgehen, ließe sich dann im großen Freilandversuch beobachten.
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Kampf gegen Vogelgrippe: Schneller mutieren als das Virus - nd - Journalismus von links
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