Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist laut einer Studie vor allem bei Frauen erhöht, wenn sie spät frühstücken und spät zu Abend essen.
Frankfurt – Wer besonders spät frühstückt oder spät zu Abend isst, beeinflusst seine Gesundheit negativ und bekommt mit höherer Wahrscheinlichkeit eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Viele Diäten und das Ausfallenlassen von Mahlzeiten, zum Beispiel aufgrund von erhöhtem oder dauerhaftem Stress, erhöhen das Risiko für Herz- und Blutgefäßerkrankungen, warnen die Autorinnen und Autoren einer internationalen Studie, die das Magazin Nature im Dezember veröffentlichte.
Im Gegensatz zu anderen Studien sei genau erfasst worden, was zu welcher Uhrzeit gegessen wird, und nicht, was Studienteilnehmer selbst als Frühstück oder „spät“ essen definieren.
Über die „NutriNet-Santé“-Studie:
Die Studie wurde im Jahr 2009 initiiert, seither beantworteten über 100.000 Teilnehmerinnen (79 Prozent) und Teilnehmer (21 Prozent) regelmäßig Online-Fragebögen zu Lebensstil, Ernährung und Gesundheit. Spezifisch ausgewertet wurden Fragebögen, die alle Nahrungsaufnahmen während dreier Tage dokumentierten – hinsichtlich Nahrungsmengen und -uhrzeiten. Ausgeschlossen wurden Faktoren wie bestehendes Übergewicht oder Nachtarbeit.
Mitgewirkt haben unter anderem Autorinnen und Autoren des Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal), des
Department of Experimental and Health Sciences, Universitat Pompeu Fabra (UPF), ebenfalls in Barcelona sowie der Université Sorbonne Paris Nord and Université Paris Cité in Bobigny. (Quelle: Magazin Nature)
Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen: Nachts nicht mehr essen, Frühstück nicht ausfallen lassen
Über den Rhythmus, in dem wir täglich essen, werden Rhythmen in Organen gesteuert – vor allem in der Leber, aber auch im Herz, der Niere und der Bauchspeicheldrüse, und auch der Blutdruck würde darüber reguliert. Schon andere Daten hätten nahegelegt, dass spät nächtliches Essen ein Risiko für Fettleibigkeit ist, sowie das Auslassen des Frühstücks ein Risiko für Herzerkrankungen darstellen kann. „Die Sensitivität für Insulin und einer erhöhten Glukosekonzentration ist am frühen Morgen am größten und nimmt im Laufe des Tages ab. Dies zeigt, dass der Stoffwechsel zu bestimmten Tageszeiten darauf vorbereitet ist, Energiequellen zu antizipieren und zu verdauen“, schreiben die Autorinnen und Autoren.
Die neue Studie zeige konkret: Um Herz- und Blutgefäß-Erkrankungen vorzubeugen, könnte es wichtig sein, vor 9 Uhr zu frühstücken und nach 20 Uhr abends nichts mehr zu essen. Anstatt das Frühstück auszulassen, sei es besser, durch die Verschiebung der Essenszeiten für einen längeren Zeitraum nachts gar nichts zu essen.
Im Video: Gesunde Ernährung zum Abnehmen nach den Feiertagen - diese Tipps gibt eine Ernährungsberaterin:
Mahlzeiten planen: Risiko für Schlaganfall sinkt durch nächtliches Fasten
In der Studie wurden 2036 Fälle von Herz- und Blutgefäß-Erkrankungen festgestellt. Dabei habe sich gezeigt, dass jede Stunde, die die erste Mahlzeit hinausgezögert wurde, mit einem höheren Risiko für zerebrovaskuläre Erkrankungen einherging, also für Erkrankungen der Blutgefäße des Gehirns, wozu auch Schlaganfälle zählen. Ein Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Mahlzeiten oder der Anzahl der Essensgelegenheiten und dem Risiko einer koronaren Herzkrankheit (Verkalkung der Herzkranzgefäße) sei allerdings nicht gefunden worden.
Insbesondere gibt es laut der Studie diese Zusammenhänge:
Jede zusätzliche Stunde Verzögerung der Zeit der ersten Mahlzeit des Tages erhöht das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung insgesamt
Für das Risiko einer Erkrankung der Blutgefäße im Gehirn gab es keinen Zusammenhang mit der Uhrzeit der ersten Mahlzeit – aber jede Stunde späteres Essen am Abend erhöhte die Risiken dafür.
Außerdem sank das Risiko für Erkrankungen der Blutgefäße im Gehirn mit jeder zusätzlichen Stunde nächtlichen Fastens
Wer sich gesund für Herz und Blutgefäße im Gehirn ernähren möchte, bekommt also diesen klaren Tipp von den Studienautoren und -autorinnen: Während eines längeren Zeitraums in der Nacht nichts zu essen, ist gesund. Dabei ist es aber wesentlich gesünder, früh zu Abend zu essen und wieder früh zu frühstücken, als beide Mahlzeiten nach hinten zu schieben.
Deutlich erhöht waren die Risiken für die jeweiligen Krankheiten vor allem bei Frauen - insbesondere nächtliches Fasten ließ die Wahrscheinlichkeit für Erkrankungen der Herzkranzgefäße sinken. Eine andere Studie zeigt, wie Bauchfett reduziert werden kann: Unter anderem durch Vollkornprodukte.
Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist laut einer Studie vor allem bei Frauen erhöht, wenn sie spät frühstücken und spät zu Abend essen.
Frankfurt – Wer besonders spät frühstückt oder spät zu Abend isst, beeinflusst seine Gesundheit negativ und bekommt mit höherer Wahrscheinlichkeit eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Viele Diäten und das Ausfallenlassen von Mahlzeiten, zum Beispiel aufgrund von erhöhtem oder dauerhaftem Stress, erhöhen das Risiko für Herz- und Blutgefäßerkrankungen, warnen die Autorinnen und Autoren einer internationalen Studie, die das Magazin Nature im Dezember veröffentlichte.
Im Gegensatz zu anderen Studien sei genau erfasst worden, was zu welcher Uhrzeit gegessen wird, und nicht, was Studienteilnehmer selbst als Frühstück oder „spät“ essen definieren.
Über die „NutriNet-Santé“-Studie:
Die Studie wurde im Jahr 2009 initiiert, seither beantworteten über 100.000 Teilnehmerinnen (79 Prozent) und Teilnehmer (21 Prozent) regelmäßig Online-Fragebögen zu Lebensstil, Ernährung und Gesundheit. Spezifisch ausgewertet wurden Fragebögen, die alle Nahrungsaufnahmen während dreier Tage dokumentierten – hinsichtlich Nahrungsmengen und -uhrzeiten. Ausgeschlossen wurden Faktoren wie bestehendes Übergewicht oder Nachtarbeit.
Mitgewirkt haben unter anderem Autorinnen und Autoren des Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal), des
Department of Experimental and Health Sciences, Universitat Pompeu Fabra (UPF), ebenfalls in Barcelona sowie der Université Sorbonne Paris Nord and Université Paris Cité in Bobigny. (Quelle: Magazin Nature)
Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen: Nachts nicht mehr essen, Frühstück nicht ausfallen lassen
Über den Rhythmus, in dem wir täglich essen, werden Rhythmen in Organen gesteuert – vor allem in der Leber, aber auch im Herz, der Niere und der Bauchspeicheldrüse, und auch der Blutdruck würde darüber reguliert. Schon andere Daten hätten nahegelegt, dass spät nächtliches Essen ein Risiko für Fettleibigkeit ist, sowie das Auslassen des Frühstücks ein Risiko für Herzerkrankungen darstellen kann. „Die Sensitivität für Insulin und einer erhöhten Glukosekonzentration ist am frühen Morgen am größten und nimmt im Laufe des Tages ab. Dies zeigt, dass der Stoffwechsel zu bestimmten Tageszeiten darauf vorbereitet ist, Energiequellen zu antizipieren und zu verdauen“, schreiben die Autorinnen und Autoren.
Die neue Studie zeige konkret: Um Herz- und Blutgefäß-Erkrankungen vorzubeugen, könnte es wichtig sein, vor 9 Uhr zu frühstücken und nach 20 Uhr abends nichts mehr zu essen. Anstatt das Frühstück auszulassen, sei es besser, durch die Verschiebung der Essenszeiten für einen längeren Zeitraum nachts gar nichts zu essen.
Im Video: Gesunde Ernährung zum Abnehmen nach den Feiertagen - diese Tipps gibt eine Ernährungsberaterin:
Mahlzeiten planen: Risiko für Schlaganfall sinkt durch nächtliches Fasten
In der Studie wurden 2036 Fälle von Herz- und Blutgefäß-Erkrankungen festgestellt. Dabei habe sich gezeigt, dass jede Stunde, die die erste Mahlzeit hinausgezögert wurde, mit einem höheren Risiko für zerebrovaskuläre Erkrankungen einherging, also für Erkrankungen der Blutgefäße des Gehirns, wozu auch Schlaganfälle zählen. Ein Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Mahlzeiten oder der Anzahl der Essensgelegenheiten und dem Risiko einer koronaren Herzkrankheit (Verkalkung der Herzkranzgefäße) sei allerdings nicht gefunden worden.
Insbesondere gibt es laut der Studie diese Zusammenhänge:
Jede zusätzliche Stunde Verzögerung der Zeit der ersten Mahlzeit des Tages erhöht das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung insgesamt
Für das Risiko einer Erkrankung der Blutgefäße im Gehirn gab es keinen Zusammenhang mit der Uhrzeit der ersten Mahlzeit – aber jede Stunde späteres Essen am Abend erhöhte die Risiken dafür.
Außerdem sank das Risiko für Erkrankungen der Blutgefäße im Gehirn mit jeder zusätzlichen Stunde nächtlichen Fastens
Wer sich gesund für Herz und Blutgefäße im Gehirn ernähren möchte, bekommt also diesen klaren Tipp von den Studienautoren und -autorinnen: Während eines längeren Zeitraums in der Nacht nichts zu essen, ist gesund. Dabei ist es aber wesentlich gesünder, früh zu Abend zu essen und wieder früh zu frühstücken, als beide Mahlzeiten nach hinten zu schieben.
Deutlich erhöht waren die Risiken für die jeweiligen Krankheiten vor allem bei Frauen - insbesondere nächtliches Fasten ließ die Wahrscheinlichkeit für Erkrankungen der Herzkranzgefäße sinken. Eine andere Studie zeigt, wie Bauchfett reduziert werden kann: Unter anderem durch Vollkornprodukte.
Erythrit ist ein kalorienarmer Zuckeraustauschstoff
Durch seine Eigenschaften eignet er sich als Süßungsmittel bei Gewichtsabnahme und Diabetes
Übermäßiger Verzehr kann jedoch zu Verdauungsproblemen führen
Erythrit: Das ist die kalorienarme Zuckeralternative zum Abnehmen
Zucker ist Fluch und Segen zugleich. Für echte Naschkatzen geht nichts über Schokolade, Eis und Co., doch so lecker Snacks und Desserts auch sind, unserer Gesundheit tun wir damit nichts Gutes. Es ist kein Geheimnis, dass zu viel Zucker dem Körper schadet und auf Dauer sogar abhängig machen kann. Eine Zuckersucht klingt auf den ersten Blick vielleicht harmlos, kann aber sehr schädlich für unser mentales sowie körperliches Wohlbefinden sein. Und zwar nicht nur, wenn aus einem Stück Schokolade eine ganze Tafel wird.
Zucker ist in mehr Lebensmitteln verarbeitet als uns häufig bewusst ist und versteckt sich selbst da, wo wir nicht damit rechnen würden. Umso wichtiger ist es, die Produkte auf zugesetzten Zucker zu checken und einen Blick auf die Zutatenliste zu werfen, bevor sie in unserem Einkaufskorb landen. Hier findest du eine Liste von Produkten mit versteckten Zuckerfallen:
Fertigprodukte
Säfte
Mus
Cornflakes / Müsli
Dressings
Joghurt
Konserven
Im Clip: Abnehmen mit dem Glukose-Trick - das steckt dahinter
Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind maximal 25 Gramm Zucker pro Tag empfehlenswert, das entspricht circa sechs Teelöffeln. Wird diese Zuckermenge regelmäßig überschritten, kann dies gesundheitliche Folgen wie Diabetes, Gewichtszunahme, Müdigkeit oder das Begünstigen von Depressionen mit sich bringen. Gegen ein bisschen Zucker ist nichts einzuwenden, doch gilt hier, wie auch bei vielen anderen Dingen, in Maßen statt in Massen.
Wie gut, dass der Markt mit den Zuckeralternativen mittlerweile boombt und wir auf gesündere und weniger dickmachende Ersatzprodukte zurückgreifen können. Ein häufig genutzter Zuckersatz ist Erythrit.
Was ist Erythrit?
Erythrit ist ein Zuckeralkohol, der zur Gruppe der Zuckeraustauschstoffe zählt und somit nicht zu den Süßstoffen. Er besitzt etwa 70 Prozent der Süßungskraft von Zucker und kommt in natürlicher Form in verschiedenen Früchten (zum Beispiel Melonen, Weintrauben oder Pflaumen) vor - sowie beispielsweise auch in Pistazien oder in Wein. Da der Herstellungsprozess allerdings so aufwendig ist, wird es für die Lebensmittelindustrie durch Fementierung gewonnen. Auf der Zutatenliste wird Erythrit mitunter auch als Erylite, Erythritol oder E968 gekennzeichnet.
Erythrit lässt sich vielseitig verwenden. So kommt er beim Backen und Kochen zum Einsatz, bei der Herstellung von Süßigkeiten oder auch Limonaden. Dies wird in der Regel extra gekennzeichnet. Erythrit hat rund 0 bis 0,2 kcal pro Gramm und somit fast keine Kalorien, weswegen sich der Zuckerersatz ebenso zur Gewichtsabnahme eignet. Haushaltszucker hingegen besitzt rund 4 kcal pro Gramm. Hinzukommt, dass die süße Alternative den Stoffwechsel nicht auf Fetteinlagerungen programmiert und im Körper nicht verstoffwechselt wird. Dies kommt auch Diabetiker:innen zu Gute. Klingt zu gut, um wahr zu sein, oder? Ist der Zuckerersatz aber wirklich so unbedenklich, wie es scheint?
So gesund ist Erythrit wirklich
Tatsächlich ist es so, dass Erythrit nicht nur Vorteile hat, sondern bei übermäßigem Verzehr ebenso ungesund sein kann wie raffinierter, haushaltsüblicher Zucker. Laut der aktuellen Studie "The artificial sweetener erythritol and cardiovascular event risk" könnte die kalorienarme Zuckeralternative sogar das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie eine gesteigerte Blutgerinnung erhöhen. Diese erschien 2023 im Fachmagazin "Nature medicine" und wurde von einer internationalen Forschergruppe unter Beteiligung der Berliner Charité durchgeführt, mit mehr als 4.000 Proband:innen aus den USA und Europa. So führte die Zugabe von Erythrit zu Vollblut zu einer erhöhten Thrombozytenreaktivität, was wiederum ein größeres Thromboserisiko bedeutet.
Die Verantwortlichen der Studie wiesen allerdings auch daraufhin, dass die Studie lediglich Assoziationen und keine Kausalität aufzeige. Auch Dr. Stefan Kabisch vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung meint, dass es für eine Warnung noch zu früh sei, da es mehr Langzeitstudien zu den gesundheitlichen Folgen bräuchte.
Fakt ist, dass Erythrit zu Verdauungsproblemen führen kann, insbesondere dann, wenn die empfohlene Tageshöchstmenge von 2 g pro kg Körpergewicht überschritten wird. Eine 70 kg schwere Person dürfte also 140 g täglich vertragen. Expert:innen raten von so einer hohen Menge jedoch trotzdem ab. Es ist sinnvoller, den eigenen Geschmack auf weniger süß zu trainieren und anstatt im Überfluss zu süßen, vermehrt auf die Zugabe von Zucker und Zuckeralternativen zu verzichten. Im Folgenden findest du eine Übersicht der Vor- und Nachteile von Erythrit.
Die Vorteile
Für viele ein guter Geschmack
Ähnliche Textur wie Zucker
Insulinunabhängige Verstoffwechselung
Nahezu kalorienfrei
Kein Kariesrisiko
Die Nachteile
Hoher Preis
Industrielle Verarbeitung
Verdauungsprobleme wie Blähungen und Durchfall sind möglich
Bei der Herstellung mit Hilfe gentechnisch veränderter Mikroorganismen wie Pilze und Hefe besteht keine Kennzeichnungspflicht
Jedes Jahr im Dezember kürt das renommierte Fachjournal »Science« die wissenschaftlichen Durchbrüche des Jahres. Diese Liste enthält Forschungserfolge, etwa aus der Medizin, der Klimaforschung, der Informatik, Paläoanthropologie und Astronomie. Ein genauerer Blick auf vier davon:
Spritzen gegen Adipositas
Der wissenschaftliche Durchbruch des Jahres 2023 ist dem Urteil von »Science« zufolge die neue Abnehmspritze, die unter dem Namen »Wegovy« vertrieben wird. Das Medikament bietet Hoffnung für Millionen von adipösen Menschen weltweit. Die britische Zeitung »The Guardian« spricht von 650 Millionen, deren Body-Mass-Index 30 oder höher beträgt. In den USA sind rund 70 Prozent der Bevölkerung übergewichtig. Starkes Übergewicht gilt als Risikofaktor für eine ganze Reihe von Krankheiten wie Diabetes Typ2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleber und bestimmte Arten von Krebs.
Das neue Medikament, das ursprünglich zur Behandlung von Diabetes entwickelt wurde, könnte helfen, die Vorurteile gegenüber von Adipositas betroffenen Menschen zu überwinden, denn gerne wird das Abnehmen zu einer reinen Frage des Willens erklärt, beziehungsweise, wenn es nicht gelingen will, wird dieses mit einer Willensschwäche der Patient*innen gleichgesetzt. Der Wirkstoff der Spritze heißt Semaglutid und imitiert das Darm-Hormon GLP1. Dieses erhöht die Insulinausschüttung der Bauchspeicheldrüse nach der Nahrungsaufnahme, was im unter dem Namen »Ozempic« vermarkteten Semaglutid-Präparat dem Diabetes entgegenwirken soll. Außerdem soll »Wegovy« das Sättigungsgefühl steigern.
Nun gibt es wohl kein Medikament ohne Nebenwirkung, und dies trifft auch auf die Semaglutid-Spritzen zu. An unerwünschten Effekten wurden bislang Übelkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit und auch ein mögliches Risiko für Schilddrüsenkrebs festgestellt. Und die Abnehmspritze bietet wohl bei kurzzeitiger Anwendung auch keine Heilung für alle Zeiten. Ein Jahr nach Therapieende hatten in einer Studie Patient*innen zwei Drittel des verlorenen Körpergewichts zurückgewonnen, wie »Science« berichtet. Dies bestätige diejenigen Wissenschaftler*innen, die Adipositas einen chronischen Charakter zuschreiben – eine dauerhafte medikamentöse Behandlung wäre demnach nötig.
Medikamente gegen Adipositas sind, genauso wie gegen Diabetes, ein gigantischer Markt mit Wachstumspotenzial, inklusive eines gewinnversprechenden Schwarzmarkts. So kam es in Österreich zu medizinischen Notfällen, weil Menschen gefälschtes Ozempic gespritzt hatten. Und da das Abnehmen nicht nur der Wunsch von Adipositas-Patient*innen ist, sondern auch vieler Menschen, die nur einem allgemeinen Körperideal folgen wollen, dürfte auch hier, ohne ärztliche Verschreibung, eine hohe Nachfrage entstehen. Problematisch ist dies vor allem für Diabetiker*innen, da dies zur Verknappung auch von Ozempic führen kann.
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Impfungen gegen Malaria wirken
Während mit der Abnehmspritze eine der großen Zivilisationskrankheiten bekämpft werden kann, birgt die Entwicklung eines neuen Malariaimpfstoffs Hoffnung vor allem für Millionen von Babys und Kleinkindern. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts erkranken 200 Millionen Menschen pro Jahr an Malaria, 600 000 sterben daran, 500 000 davon sind laut Unicef Kinder. Daher sind es auch die Jüngsten, die die ersten Impfungen mit nun einem zweiten von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen Impfstoff namens R21/MatrixM erhalten sollen. Seit 2019 wurde zunächst in einer Pilotphase mit dem Vakzin Mosquirix, auch RTS,S genannt, geimpft. Zwei Millionen Babys und Kleinkinder in Ghana, Kenia und Malawi erhielten den Stoff im Rahmen der Pilotstudie der WHO. Die Todesfälle in den Pilotregionen sanken laut WHO um 30 Prozent. Mosquirix wurde 2021 für die breite Anwendung empfohlen.
Nur sind die Produktionskapazitäten des Herstellers Glaxosmithkline bislang beschränkt, wie »Science« berichtet. 18 Millionen Dosen könnten bis 2025 produziert werden. Da jedes Kind vier Dosen erhalten muss, reiche dies aber nur für 4,5 Millionen von den 40 Millionen, die jährlich in Malariagebieten geboren werden. Dass in diesem Jahr ein zweiter Malariaimpfstoff empfohlen werden konnte, kommt da gerade recht. Das Vakzin R21 war in einer Phase-3-Studie 4800 Kindern verabreicht worden und zeigte sich in den ersten 18 Monaten ebenso wirksam wie Mosquirix. Erfreulich ist auch, dass das von der Universität Oxford entwickelte R21 billiger und in größeren Mengen hergestellt werden kann als Mosquirix. Das Serum Institute of India will nun 100 Millionen Impfdosen pro Jahr zu einem Preis zwischen zwei und vier Dollar produzieren.
Die Malariaimpfung, von »Science« ebenfalls unter den wissenschaftlichen Erfolgen des Jahres platziert, hat Potenzial, Hunderttausende von Menschenleben zu retten. Erfreulich ist auch, dass hier der medizinische Nutzen im Vordergrund steht, während die potenzielle Gewinnmarge wohl eher gering bleibt.
Die Zirkulation der Meere
Offiziell bestätigt ist es noch nicht, aber 2023 wird aller Voraussicht nach das global wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Klimaberichterstattung war vor allem geprägt von Temperaturrekorden an Land und auf dem Meer. Die Klimaforschung lieferte weitere interessante und nicht minder beunruhigende Beobachtungen. »Science« hebt in seiner Liste der wissenschaftlichen Durchbrüche die Erkenntnis hervor, dass sich die Zirkulation im südlichen Ozean deutlich abgeschwächt hat. Diese ist Teil eines globalen Strömungssystems, auch als globales Förderband bekannt. »Wenn die Ozeane der Welt ein Herz hätten, so läge es im Südlichen Ozean«, schreibt Paul Voosen in »Science«. Vor den Küsten der Antarktis wird salzhaltiges Wasser in die Meerestiefe gezogen und mit ihm Wärme, Sauerstoff und Kohlendioxid. Die antarktische Umwälzpumpe hilft, Kohlendioxid dauerhaft im Meer zu speichern, wenn sie schwächelt, könnte der Ozean umgekehrt weniger Kohlenstoff aus der Luft aufnehmen als bisher, was die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre schneller steigen ließe. Leider gibt es für die Antarktis nur wenig historische Messdaten. Die wenigen, die von Schiffen geliefert wurden, speisten Wissenschaftler*innen der NOAA in ein Klimamodell ein und kamen zu dem Schluss, dass sich die Zirkulation im südlichen Ozean um bis zu 20 Prozent abgeschwächt hat. Australische Forscher*innen berichteten im Mai im Journal »Nature Climate Change«, dass die Zirkulation in der Tiefe der Antarktis zwischen 1992 und 2017 um fast 30 Prozent abgenommen hat. Ursache ist wahrscheinlich das Abschmelzen der antarktischen Eisschilde. So wird dem Meer von oben Süßwasser zugeführt, wodurch die oberen Schichten weniger salzig sind und daher eine geringere Dichte haben. Das Oberflächenwasser kann daher schlechter in die Tiefe absinken, wodurch die gesamte globale Umwälzzirkulation geschwächt wird. Bis zum Jahr 2050 könnte sich die Umwälzbewegung in die Tiefe um 40 Prozent verlangsamen, berechnete ein Forschungsteam um Matthew England von der australischen University of New South Wales. Dies hätte Folgen für die Verteilung von Wärme, Süßwasser, Sauerstoff, Kohlenstoff und Nährstoffen in den Ozeanen. Und damit für alles Leben im Meer. Die Tiefenzirkulation im Südlichen Ozean verdient daher in Zukunft viel mehr Aufmerksamkeit.
Wettervorhersagen mit KI
Wenn im Jahr 2023 von Künstlicher Intelligenz (KI) die Rede war, dann war meistens das Programm Chat GPT nicht weit, ein sogenanntes großes Sprachmodell, das auf alle möglichen Fragen halbwegs intelligent erscheinende, wenn auch nicht immer richtige Antworten zu geben vermag. Künstliche Intelligenz kommt aber auch an ganz anderen Stellen zum Einsatz, als dabei enzyklopädisches Wissen in verständlicher Sprache auszuspucken. Laut »Science« hat die KI im laufenden Jahr erhebliche Fortschritte bei der Wettervorhersage gemacht und zwar für einen Zeitraum von bis zu zehn Tagen im Voraus. Große Konzerne wie Google oder Huawei haben die KI-Modelle trainiert, die nun Prognosen hervorbringen, die ähnlich akurat sind wie diejenigen, die auf traditionellen Wetterberechnungsmodellen basieren. Denn auch ohne KI wird die Wettervorhersage schon lange von Computern berechnet, wobei die Dynamik in der Atmosphäre simuliert wird. KI-Modelle lernen aus den Mustern der Vergangenheit und können – ohne sie zu »verstehen« - Vorhersagen auf der Basis der Erfahrungen der besten numerischen Wettermodelle abgeben. KI kann, wenn sie einmal trainiert ist, ihre Vorhersage innerhalb von einer Minute erstellen, während die herkömmlichen, numerischen Modelle noch immer Stunden und die Kapazitäten von Supercomputern benötigen. Dabei bleibt die Künstliche Intelligenz aber eine Black Box, da niemand genau sagen kann, welche Strukturen sie lernt. Trotzdem wird sie in der alltäglichen Wettervorhersage Einzug halten. Wenn sich Wettermuster aufgrund des Klimawandels verändern, könnte die KI aber auch manches Mal falsch liegen.
Das Wissenschaftsjahr 2023 hat viele weitere Highlights hervorgebracht, wie etwa den Nachweis einer weitaus früheren menschlichen Einwanderung nach Amerika, über die »nd« berichtete. Oder der Empfang von Gravitationswellen im All mithilfe von Pulsaren, über die ebenfalls auf diesen Seiten zu lesen war.
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Beim Vergleich der Erde mit den ihr ähnlichen Planeten in unserem Sonnensystem (Mars und Venus) fanden die Experten heraus, dass neben den Gemeinsamkeiten (aus Gestein bestehend und relativ nahe zur Sonne) die größten Unterschiede darin bestehen, dass sich nur auf der Erde Wasser in flüssiger Form finden lässt – und der CO2-Anteil in der Atmosphäre der Erde deutlich geringer ist. "Wir nehmen an, dass die drei Planeten auf ähnliche Weise entstanden sind und dass, wenn wir künftig einen Planeten mit wenig Kohlenstoff entdecken, sich dieser irgendwohin verflüchtigt haben muss", erläutert der Studienautor Amaury Triaud vom MIT. "Der einzige Vorgang, der zu einer so weitreichenden Entfernung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre führen kann, ist ein starker Wasserkreislauf, was wiederum auf Ozeane mit flüssigem Wasser hindeutet." Denn auch auf der Erde ist ein Großteil des Kohlendioxids in den Meeren gebunden.
Das Forscherteam schlägt vor, in Zukunft bei der Suche nach Exoplaneten besonders auf Zeichen eines geringen CO2-Anteils in der Atmosphäre zu achten. Wenn dies der Fall ist, wäre der Planet potenziell bewohnbar. Ob sich dann auch wirklich Leben auf ihm befindet, lässt sich am besten mit der Ermittlung des Ozon-Gehalts überprüfen. Denn die meisten Lebensformen emittieren Sauerstoff, der sich zwar direkt nicht gut nachweisen lässt, in Form von Ozon als Reaktionsprodukt mit dem Sonnenlicht jedoch schon. "Wenn wir Ozon entdecken, sind die Chancen ziemlich hoch, dass es mit Kohlendioxid verbunden ist, der von Lebewesen verarbeitet wird", so Triaud. "Und wenn es sich um Lebewesen handelt, dann wohl um höhere Lebensformen und nicht nur Bakterien".