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16. Januar 2022 - 20:56 Uhr
Trotz Lockdown und Maskenpflicht haben sich im vergangenen Jahr in Hamburg mehr als 100.000 Menschen mit dem Coronavirus angesteckt. Diese Zahlen veröffentlichte jetzt das Hamburger Institut für Hygiene und Umwelt. Die Grippewelle fiel dagegen nahezu komplett aus. Ein Mediziner erklärt die unterschiedliche Schutzwirkung der Maßnahmen.
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Corona hat Grippewelle fast komplett verdrängt
Die Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen haben nach Ansicht von Medizinern die übliche Grippewelle im vergangenen Jahr fast komplett verhindert. Während sich die Zahl der Corona-Infektionen in Hamburg verdreifachte, schrumpfte die Zahl der Grippe-Erkrankungen auf ein Hundertstel des Vorjahreswertes zusammen. Wie aus dem jüngsten Infekt-Info des Hamburger Instituts für Hygiene und Umwelt hervorgeht, wurden im Jahr 2020 in der Hansestadt 3915 Fälle von Influenza gemeldet. Im vergangenen Jahr erkrankten nur 40 Menschen an Grippe. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Covid-19-Infektionen von 35485 auf 106535.
Schwere Grippewelle könnte noch kommen
Die Grippe trete normalerweise wellenförmig von Mitte Januar bis Mitte März auf, erklärte der Leiter der Krankenhaus-Hygiene am Universitätsklinikum Eppendorf, Johannes Knobloch. Die Maskenpflicht und die Kontaktbeschränkungen durch den Lockdown im vergangenen Jahr hätten die Tröpfcheninfektionen verhindert. "Die Influenza ist nicht verschwunden, aber sie schafft es nicht, in ein exponentielles Wachstum reinzugehen", sagte der Medizinprofessor. Die meisten Menschen hätten eine Keimimmunität, die schwere Erkrankungen verhindere. Durch den wiederholten Kontakt mit dem Grippevirus seien sie gegen Influenza "geboostert".
Bei Covid-19 sei das im vergangenen Jahr noch ganz anders gewesen. Anfang 2021 seien rund 90 Prozent der Menschen ungeschützt gewesen, weil sie weder geimpft noch genesen waren. Ein Mund-Nase-Schutz, mit Ausnahme einer korrekt benutzten FFP2-Maske, schütze zwar nicht den Träger, aber andere Menschen vor einer Ansteckung. Knobloch kann sich vorstellen, dass es nach dem Ende der Corona-Pandemie und der Maskenpflicht zu einer schweren Grippewelle kommen könnte.
Schutzmaßnahmen machen den Unterschied
Der Hausärzteverband Hamburg äußerte sich ähnlich: "Es ist zu befürchten, dass uns im nächsten Jahr eine starke Grippewelle bevorstehen wird, wenn die AHA-L Maßnahmen nicht mehr so stringent eingehalten werden und es zwei Jahrgänge von Kindern gibt, die noch wenig bis gar keinen Kontakt zu Grippeviren hatten", sagte die Verbandsvorsitzende Jana Husemann. AHA-L steht für Abstand, Hygiene, Alltag mit Maske und Lüften.
Eine Verwechselung der beiden Virenarten bei Tests schlossen beide Mediziner aus. "Diese Viren sind so wenig miteinander verwandt wie Ananas und Bananen", sagte Knobloch. Husemann glaubt auch nicht, dass Grippepatienten wegen Corona seltener Ärzte aufgesucht hätten. "Ich würde vermuten, dass Patienten mit grippalen Symptomen jetzt sogar eher in die Hausarztpraxis gehen, da sie ausschließen wollen, dass bei den Symptomen eine Corona-Infektion ursächlich ist", sagte die Verbandsvorsitzende. (dpa/kse)
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