Die schwache Blase, wie Harninkontinenz von der Bevölkerung gerne genannt wird, ist alles andere als ungewöhnlich. Tatsächlich leiden neun Millionen Menschen an einer der zahlreichen Formen von Blasenschwäche in Deutschland. Bei 40 Prozent von ihnen liegt eine Belastungsinkontinenz vor, bei 38 Prozent eine sogenannte Mischinkontinenz und bei 15 Prozent eine Dranginkontinenz. Frauen sind eher betroffen als Männer, Menschen ab 60 Jahren eher als Jüngere. Menschen mit Harninkontinenz können nicht mehr selbst darüber bestimmen, wann sie zur Toilette gehen. Wenn sie müssen, dann müssen sie, sofort und ohne Umwege!
Hilfsmittel, die die Lebensqualität wieder herstellen
Der ungewollte Harnabgang belastet naturgemäß den Alltag sehr. Betroffene ziehen sich in ihre vier Wände zurück, vermeiden den Kontakt mit anderen und vereinsamen schließlich. Dabei gibt es, je nach Schweregrad, zahlreiche Hilfsmittel, die eine unbeschwerte Teilnahme am Alltag ermöglichen. Sogar wenn die Kontinenz wegen Krankheit oder Verletzung nicht mehr hergestellt werden kann, verbessert ein Urinbeinbeutel die Lebensqualität erheblich. Er wird am Ober- oder Unterschenkel befestigt und kann unauffällig unter der Kleidung getragen werden. Dabei handelt es sich um einen Kunststoffbeutel, der mit einem Schlauch am Blasenkatheter angeschlossen wird. Ein Ablassventil ermöglicht die unauffällige Entleerung. Die praktische Halterung erlaubt ein diskretes Tragen. Damit gehört die Freizeit wieder dem Betroffenen und nicht der Blase.
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Unterschiedliche Ursachen für unterschiedliche Formen der Inkontinenz
Jeder nicht kontrollierbare, unwillkürliche Harnabgang wird als Inkontinenz bezeichnet. Es gibt aber zahlreiche Formen der Harninkontinenz mit unterschiedlichen Ursachen. Ist die Beckenbodenmuskulatur aus irgendeinem Grund geschwächt, kann schon ein Niesen oder Lachen für Harnabgang sorgen. In diesem Fall spricht der Mediziner von einer Belastungsinkontinenz. Sie kann eventuell durch ein gezieltes Beckenbodentraining verbessert werden.
Bei der sogenannten Dranginkontinenz reagiert die Blase überaktiv. Als Ursache kommen eine neurologische Erkrankung in Betracht oder es liegt ein äußerer Druck auf die Blase etwa durch Übergewicht oder eine Blasensenkung vor. Zum „Nachtröpfeln“ kommt es, wenn die Blase nicht richtig entleert wurde. Ursache hierfür kann ebenfalls eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur sein. Bei einer Überdehnung des Blasenmuskels kann es zu einer Überlaufinkontinenz kommen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Inkontinenz ist ein Tabu-Thema, obwohl so viele Menschen unter dem unkontrollierbaren Urinabgang sehr leiden. Dabei gibt es zahlreiche Möglichkeiten, der sogenannten Blasenschwäche zu begegnen, wenn Betroffene denn frühzeitig einen Arzt aufsuchen würden.
Er wird bei einer Belastungsinkontinenz zu einem speziellen Blasentraining raten, das die Leistungsfähigkeit der Blase wieder verbessert. Auch eine Veränderung der Lebensgewohnheiten kann Erleichterung bringen. So sollte man beispielsweise harntreibende Getränke wie Kaffee oder schwarzen Tee meiden. Tagsüber sollte möglichst viel, am Abend, nach 19 Uhr, dagegen eher wenig getrunken werden, um die Nachtruhe nicht zu stören.
Wenn der Auslöser für eine Dranginkontinenz ein Harnwegsinfekt ist, wird der Arzt eine medikamentöse Behandlung verordnen. Ist der Vorfall oder die Senkung der Blase die Ursache, bleibt nur eine Operation. Egal ob Beckenbodengymnastik, Medikamente oder OP, die Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit der Blase benötigt einige Zeit. Bis es so weit ist, sollte man sämtliche Möglichkeiten ausschöpfen, um weiter am Leben teilnehmen zu können.
Es gibt ein breites Angebot an speziellen Inkontinenzprodukten, die auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmt werden können. Aus Angst zu Hause zu bleiben, ist auf lange Sicht keine gute Lösung.
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