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Tuesday, November 22, 2022

Soziale Ablehnung: Was passiert im Gehirn? - Gedankenwelt

Soziale Ablehnung kann großes Unbehagen verursachen. Entdecke, welche Gehirnmechanismen an dieser Erfahrung beteiligt sind.

Soziale Ablehnung: Was passiert bei Zurückweisungen im Gehirn?
Elena Sanz

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Elena Sanz.

Letzte Aktualisierung: 22. November 2022

Soziale Ablehnung ist schmerzhaft, ganz egal, ob sie von einer vertrauten Person oder einem Menschen ausgeht, den du gerade erst kennengelernt hast. Wir erklären dir anschließend, was dabei im Gehirn vor sich geht, damit du die Gründe für das Unbehagen besser verstehen kannst.

Das Gehirn reagiert interpretiert Zurückweisungen wie Schmerz, die Auswirkungen hängen jedoch auch von der Einstellung jeder Person ab. Bist du neugierig geworden? Dann lies weiter…

Soziale Ablehnung

Es wäre oft praktisch, gegen Zurückweisungen immun zu sein, unter anderem, wenn du auf Jobsuche bist oder dich in eine Person verliebt hast, die nicht dasselbe für dich empfindet. Wir sind jedoch so programmiert, dass wir die Akzeptanz der Gruppe benötigen. Es handelt sich um eine evolutionäre Anpassung, die unseren Vorfahren das Überleben erleichterte.

Da Ausgrenzung gleichbedeutend mit dem Tod war, entwickelte der Körper ein Alarmsystem, um uns vor der Gefahr der Zurückweisung zu warnen. Auch heute läuft dieses Programm bei sozialer Ablehnung im Gehirn ab.

Das endogene Opioidsystem wird sowohl durch körperlichen Schmerz als auch durch die Erfahrung von Zurückweisung aktiviert.

Soziale Ablehnung: Wie reagiert das Gehirn?

Dieser interessante Mechanismus im Gehirn wurde in verschiedenen Forschungsstudien untersucht. Hier ist eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse:

Soziale Ablehnung tut weh

Wenn wir zurückgewiesen werden, fühlen wir uns auf psychologischer und emotionaler Ebene miserabel. Der Schmerz kann so stark sein, dass er fast körperlich spürbar ist. Ist dir das auch schon passiert? Wenn ja, solltest du wissen, dass du dir das nicht nur einbildest. Forschungen der Universität Michigan unter der Leitung von Ethan Kross zeigen, dass soziale Ablehnung dieselben Hirnregionen aktiviert wie körperlicher Schmerz.

Es war bereits bekannt, dass jene Gehirnareale, die für die affektive Komponente von Schmerz verantwortlich sind, auch die Erfahrung der Zurückweisung reguliert. Diese neuen Erkenntnisse gehen jedoch noch weiter, denn sie zeigen, dass sogar Bereiche, die mit der sensorischen Komponente von Schmerz zu tun haben, aktiviert werden, wenn die Ablehnung intensiv ist. Mit anderen Worten: Die Zurückweisung ist schmerzhaft.

Das Opioidsystem wird aktiv

Weitere Beweise für die beschriebene Idee liefert die Betrachtung der Körperreaktion nach der Zurückweisung. Wenn wir körperliche Verletzungen erleiden oder organische Schmerzen verspüren, aktiviert das Gehirn das natürliche Schmerzsystem, indem es körpereigene Opioide freisetzt, um Leid zu lindern.

Eine aktuelle Studie zeigt, dass diese Chemikalien auch in Situationen sozialer Not und bei Isolation freigesetzt werden. Das kommt nicht nur bei Menschen vor, sondern auch bei Tieren. Durch die Freisetzung dieser Stoffe in den Interneuronenraum werden die Schmerzsignale gedämpft.

Das ist aber noch nicht alles. Dieselbe Studie ergab auch, dass Menschen, die eine bessere Resilienz aufweisen (basierend auf einem Persönlichkeitsfragebogen), bei sozialer Ablehnung mehr Opioide ausschütteten. Das könnte erklären, warum es diesen Menschen leichter fällt, mit Widrigkeiten umzugehen und sich danach zu erholen.

Diese Erkenntnisse sind auch für das Verständnis von Störungen wie Depressionen oder Sozialphobie interessant. Es ist möglich, dass bei diesen Menschen das natürliche schmerzlindernde System nicht so effektiv funktioniert; daher wirken sich sozialer Stress und negative Interaktionen stärker auf sie aus.

Ähnlich wie bei einer Sucht

Schließlich haben Wissenschaftler herausgefunden, dass die Ablehnung oder der Verlust eines geliebten Menschen ähnliche Reaktionen wie eine Sucht hervorrufen kann. Denn wie diese Studie zeigt, aktivieren Liebe und Leidenschaft die Belohnungsschaltkreise des Gehirns. Das sind die Bereiche, die mit Motivation, Gewinn/Verlust, Verlangen und Emotionsregulierung zu tun haben.

Diese Regionen sind auch an der Entwicklung von Süchten (z. B. nach Kokain und anderen Substanzen) beteiligt. Daher ist es verständlich, dass die abgelehnte Person starke Gefühle des Unbehagens zeigt, Sehnsucht hat oder auf der Suche nach der geliebten Person zwanghafte Verhaltensmuster entwickelt.

Die soziale Ablehnung aktiviert dieselben Gehirnbereiche wie körperlicher Schmerz.

Soziale Ablehnung ist keine Strafe

Wie du siehst, hat Zurückweisung (und das Leid, das sie mit sich bringt) interessante neurologische Korrelate. Das Gehirn reagiert wie bei Schmerz, deshalb fühlst du dich unwohl. Das heißt aber nicht, dass du nichts dagegen tun kannst. Du kannst an deinen Überzeugungen und an deiner Einstellung arbeiten. Wenn du Resilienz entwickelst und dir effiziente Bewältigungsstrategien aneignest, wirst du Zurückweisungen besser überwinden.

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