Blut spenden kann prinzipiell jeder gesunde Erwachsene mit einem ausreichend hohen Hämoglobinwert. Aus Beobachtungsstudien gab es jedoch Hinweise darauf, dass bestimmte Charakteristika des Spenders sich positiv oder negativ auf das Outcome des Empfängers auswirken könnten. So entwickelte sich der Gesundheitszustand von Empfängern weiblichen Spenderbluts in Studien teilweise besser, teilweise aber auch schlechter als wenn der Spender ein Mann gewesen war. Die Gründe dafür sind ungewiss; für möglich gehalten werden geschlechtsspezifische Unterschiede der Hämolyse von gelagerten Blutspenden sowie der Verformbarkeit, Sauerstofftransportkapazität und immunmodulatorischen Aktivität von roten Blutkörperchen.
Ein Team um Professor Dr. Michaël Chassé von Université de Montréal in Kanada untersuchte den Sachverhalt nun in der randomisierten, doppelblinden Studie iTADS (innovative Trial Assessing Donor Sex on Recipient Mortality) und veröffentlichte das Ergebnis im »New England Journal of Medicine«. Da mehr Spenden von Männern zur Verfügung standen als von Frauen, wurden die 8719 weiblichen und männlichen Teilnehmer im Verhältnis 60:40 auf den Erhalt einer Bluttransfusion eines männlichen beziehungsweise weiblichen Spenders randomisiert. Als primärer Endpunkt war das Überleben des Empfängers definiert.
Dieses unterschied sich nicht zwischen den beiden Gruppen: Von den 5190 Patienten, die das Blut eines männlichen Spenders erhalten hatten, starben während des Beobachtungszeitraums (bis 900 Tage) 1712, von den 3529 Empfängern des Blutes einer Frau 1141. Damit betrug die adjustierte Hazard Ratio für Tod 0,98 (bezogen auf Empfänger männlichen Blutes).
Da es aus Studien zuletzt Hinweise darauf gegeben hatte, dass es für den Empfänger einer Bluttransfusion nachteilig sein könnte, wenn der Spender ein anderes Geschlecht hat als er selbst, untersuchte die Gruppe um Chassé auch diese Fragestellung in einer Post-hoc-Analyse. Deren Ergebnis bestätigte diesen Verdacht jedoch nicht – im Gegenteil: Die Autoren fanden sogar ein geringeres Sterberisiko für Männer, die das Blut einer Frau erhalten hatten beziehungsweise umgekehrt. Dieses Ergebnis müsse jedoch mit Vorsicht interpretiert werden, schränken sie ein.
Nichtsdestotrotz können sie den im Raum stehenden Verdacht, dass bei Blutspendern ein Geschlecht dem anderen überlegen sein könnte, anhand ihrer Daten eindeutig entkräften.
Weibliches Spenderblut so gut wie männliches - Pharmazeutische Zeitung
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