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Sunday, October 29, 2023

Diabetes mit Sport behandeln: Das müssen Betroffene beachten - inFranken.de

Diabetes ist eine Krankheit, die Millionen von Menschen betrifft. Auch Olympiasieger wie Gewichtheber Matthias Steiner oder Tennis-Profi Alexander Zverev zählen zu den Betroffenen. Wer wie die beiden Sportler an Typ-1-Diabetes leidet, muss beim Training jedoch vorsichtig sein.

Diabetes Typ 1: Das müssen Betroffene beim Sport beachten

„Bei Typ 1 besteht ein hohes Risiko für Unterzucker“, erklärt Physiologe und Diabetes-Experte Othmar Moser von der Universität Bayreuth im Gespräch mit inFranken.de. Durch die Autoimmunkrankheit produziert der Körper kaum oder gar kein Insulin. Das Hormon ist aber notwendig, um den Blutzucker zu regulieren. Erkrankte müssen ihr Leben lang regelmäßig Insulin spritzen, damit es zu keiner Stoffwechselentgleisung kommt. Da der Körper beim Sport mehr Energie braucht, können Diabetiker*innen schneller unterzuckern. „Es muss auf jeden Fall der Therapieplan mit dem Arzt angepasst werden“, rät Moser. Grundsätzlich gilt dabei: weniger Insulin, mehr Kohlenhydrate.

Bei der letzten Mahlzeit vor dem Training sollten sich die Patient*innen also weniger Insulin spritzen. Hintergrund ist, dass das Hormon stärker wirkt, wenn die Muskeln aktiv sind, beschreibt Diabetologe Gerhard Schmeisl aus Bad Kissingen in der Fachzeitschrift Diabetes Journal.

Die Menge an Kohlenhydraten, die man zu sich nimmt, sollte dagegen vor dem Sport erhöht werden. „Bei jeder kürzer dauernden Anstrengung (z. B. eine Stunde Schwimmen, eine Stunde Radfahren) sollten pro halbe Stunde etwa 12 Gramm Kohlenhydrate zusätzlich an langwirkenden Kohlenhydraten gegessen werden“, so Schmeisl. Die sogenannten langsamen Kohlenhydrate stecken zum Beispiel in Vollkornbrot, Nüssen, Hülsenfrüchten oder Salat. „Langsam“ sind sie deshalb, weil es etwas dauert, bis sie im Verdauungstrakt in Zucker zerlegt werden.

Blutzucker im Blick behalten: So wichtig ist CGM für Diabetiker beim Sport

Zusätzlich empfiehlt Moser während dem Sport „schnelle“ Kohlenhydrate nach Bedarf zuzuführen. Das könnte zum Beispiel eine Banane, eine Laugenbrezel oder Fruchtsäfte sein. Auch der klassische Traubenzucker eignet sich dafür.

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Doch das Wichtigste für Diabetiker*innen beim Sport ist wohl das Blutzuckermessen. Sowohl vor und nach dem Training als auch währenddessen. Dafür eignet sich am besten ein „CGM“ (Continous Glucose Monitoring). Die Geräte messen über einen Sensor unter der Haut kontinuierlich den Glukosegehalt im Gewebe. Die Werte werden dann auf ein Empfangsgerät gesendet, das ist auch mit dem Smartphone möglich. Fast alle Diabetes-Patient*innen nutzen inzwischen CGM, so Moser. „Wir empfehlen es auch jedem, denn dadurch verbessert sich die glykämische Einstellung deutlich.“

Wer seinen Blutzucker immer im Blick hat, kann so auch eine Unterzuckerung während oder nach dem Sport vermeiden. Das kann sogar noch Stunden danach passieren, Schmeisl spricht vom „Muskel-Wiederauffülleffekt“. Der Körper will seinen Zucker-Speicher in Leber und Muskeln wieder auffüllen, wodurch der Blutzuckerspiegel sinkt. Diesen Effekt sollte man nicht unterschätzen. Gegebenenfalls ist es nötig, langsame Kohlenhydrate vor dem Schlafen zu essen, damit man in der Nacht nicht unterzuckert. An welchen Symptomen eine Unterzuckerung erkannt werden kann, lest ihr hier.

Diese Vorteile hat Sport für Menschen mit Diabetes

Wenn es aber scheinbar so gefährlich für Menschen mit Typ-1-Diabetes ist, Sport zu machen, wieso wird es dann empfohlen? Durch regelmäßige Bewegung können Diabetiker*innen Insulin einsparen, da es eine natürliche Methode ist, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Auf Dauer brauchen Patient*innen ebenfalls weniger Insulin, da der Körper besser auf das Hormon reagiert. Auch mit weniger Insulin können die Zellen dann ausreichend mit Zucker versorgt werden.

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Gleichzeitig senkt Sport das Risiko für Begleiterkrankungen, zum Beispiel Bluthochdruck, Adipositas oder Diabetes Typ 2. Bei letzterem spricht man von „Double Diabetes“, doppelter Diabeteserkrankung. Doch im Gegensatz zu Typ-1-Diabetes ist diese Form bei kurzer Krankheitsdauer heilbar – unter anderem durch Sport. Bei Typ-2-Diabetiker*innen hat sich lediglich eine Insulinresistenz entwickelt, das Hormon wirkt nicht mehr. Regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung können die Wirkung von Insulin wieder verbessern.

Betroffene sollte dennoch erst mit Arzt oder Ärztin sprechen und sich eine Sportfreigabe einholen. Bei bestimmten Begleiterkrankungen könnte vorher eine Herz-Kontrolle mittels Belastungs-EKG nötig sein. Vorerkrankungen sind jedoch in der Regel kein Grund, der gegen Sport spricht. „Bisher gab es noch keinen Patienten, für den wir nichts gefunden haben. Selbst bei vielen, schweren Begleiterkrankungen geben wir eine individuelle Bewegungsempfehlung, man muss nur einfallsreich sein“, sagt Moser aus seiner Erfahrung in der Diabetes-Ambulanz des Uniklinikums Graz.

Welche Sportart ist am besten für Menschen mit Diabetes?

Seine Empfehlung für alle Diabetiker*innen sind mindestens 150 Minuten Bewegung pro Woche, verteilt auf etwa drei bis vier Einheiten. „Optimal wäre natürlich eine Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining“, erklärt der Wissenschaftler. Die Sportart ist in der Therapie aber nicht entscheidend. „Wir sagen unseren Patient*innen immer: Versuchen Sie was zu finden, das Ihnen Spaß macht und das Sie sich auch vorstellen können, dauerhaft zu machen.“

Langfristig sollte am besten eine Trainings-Routine aufgebaut werden. Für die Ausdauer eignet sich zum Beispiel Joggen, Radfahren oder Schwimmen. Krafttraining kann das klassische Gewichtheben mit Hanteln oder an Geräten im Fitnessstudio sein, aber auch Übungen mit dem eigenen Körpergewicht. Patient*innen können dafür ihr Training entweder pro Tag aufteilen oder zweimal pro Woche Ausdauer und einmal Kraft und in der nächsten Woche umgekehrt trainieren. Sportarten, die Kraft und Ausdauer fordern, wie Fußball, Basketball oder Crossfit, eignen sich natürlich ebenso.

Zusätzlich empfehlen die Fachleute, die körperliche Aktivität im Alltag zu erhöhen. Zum Beispiel, indem man die Treppe statt des Aufzugs nimmt oder kürzere Strecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad statt mit dem Auto erledigt. Allein die Bewegung im Alltag zu steigern, reiche eigentlich nicht für die Diabetes-Therapie aus. „Das machen wir nur im Notfall, wenn Leute sagen, sie haben keine Zeit für Sport. Es ist besser als gar nichts“, so Moser.

Fazit: Sport kann die Lebensqualität von Menschen mit Diabetes steigern

Sport ist für Diabetiker*innen eine gute Therapiemöglichkeit. Menschen mit Typ-1-Diabetes können durch Bewegung Insulin einsparen und das Risiko von Begleiterkrankungen, zum Beispiel Diabetes Typ 2, verringern. Betroffene von Diabetes Typ 2 können bei kurzer Krankheitsdauer unter anderem durch körperliche Aktivität geheilt werden. Denn Sport verbessert ihre Insulinresistenz und mit der Zeit wird sie komplett behoben. Diabetiker*innen sollten sich vorher medizinischen Rat einholen und ihren Therapieplan ihrem Training entsprechend anpassen. Fachleute empfehlen mindestens 150 Minuten Bewegung pro Woche, aufgeteilt auf drei bis vier Trainingseinheiten. Ideal wäre dabei eine Mischung aus Kraft und Ausdauer. Wichtiger ist es aber, eine Sportart zu finden, die einem Spaß macht. Denn wenn man sich nicht vorstellen kann, das Training dauerhaft beizubehalten, eignet es sich auch nicht zur Behandlung.

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